Akzeptanz: eine untrainierte Tugend?

Wenn wir gerade schon nicht nach Außen gehen können, so ist es doch möglich, mal einen Ausflug nach Innen zu unternehmen. Nutzen wir also die Situation für etwas Seelenhygiene. Nehmen Sie sich einen Moment Zeit, um über Akzeptanz nachzudenken! Akzeptanz: eine Tugend, die aktuell nötig gebraucht wird, z.B. während des Aufenthalts im unfreiwilligen Home-Office, bei angeordneter Quarantäne oder vielleicht sogar beim Durchstehen einer Erkrankung. Ihre Alltags-Routinen sind plötzlich nicht mehr anwendbar und die Auswirkungen auf die Zukunft sind schwer einzuschätzen.

Alles wie Immer?

Ist es Ihnen gelungen, sich schnell und angemessen auf die neue Situation einzustellen? Oder haben Sie eher Energie darauf verwendet, die Fakten Ihres aktuellen Alltags zu ignorieren und die Konfrontation mit der Realität zu vermeiden? Vielleicht haben Sie zunächst versucht, trotzdem alles „wie immer“ zu tun, vielleicht waren Sie sauer auf die Verantwortlichen und haben einen Schuldigen gesucht. Ablenkung oder Kleinreden sind ebenfalls beliebte Strategien. Im Grunde denken wir uns häufig destruktive Strategien aus, die uns in einer Stresssituation vermeintlich helfen, unseren inneren Spannungszustand zu reduzieren.  Jede unserer kreativen Vermeidungsstrategien bezieht sich auf eine der drei grundlegenden Stressreaktionen: Angriff, Flucht oder Einfrieren. Sich dem Stressgeschehen zu überlassen ist erfahrungsgemäß nur kurzfristig hilfreich. Was ist stattdessen zu tun?

Akzeptieren Sie die Fakten!

Akzeptanz kann als Bereitwilligkeit, etwas anzunehmen, verstanden werden. Ein unmodernes aber interessantes Wort. Schauen wir kurz etwas genauer hin:

  • „Bereit“ benutzen wir in der Regel, um auszudrücken, dass es los gehen kann. Wir sind gerüstet und startklar.
  • „Willigkeit“ heißt, dass ich mich entscheide, etwas zu wollen und als handelnde Person das Ruder zu übernehmen.

Insofern ist Akzeptanz etwas ausgesprochen Aktives. Es gilt, ohne zu Zögern, unangenehme und schmerzliche innere Erlebnisse anzunehmen und vom Kampf gegen sie abzulassen. Denn es ist oft dieser Kampf gegen die eigenen Gefühle, Gedanken und körperlichen Empfindungen, der dazu führt, dass Menschen das eigene Leben und die Dinge, die ihnen eigentlich wichtig sind, aus den Augen verlieren. Und es ist auch dieser Kampf, der natürlichen Schmerz, Angst oder Traurigkeit in psychisches Leiden verwandelt.

Das ist zu Tun!

Akzeptanz bedeutet also, die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen klar zu sehen, um sie dann mit Einsatzfreude anzunehmen und Lösungen umzusetzen. Diese Eigenschaft ist oft auch verbunden mit Hilfsbereitschaft. Konkret heißt das:

  • Konzentration auf den aktuellen Moment: Gelassen innehalten, um das wirklich wahrzunehmen und zu erleben, was gerade ist.
  • Wegweiser Emotionen: Genau hinschauen/-fühlen, was innerlich los ist. Wichtig ist das wahrnehmen, ohne sich innerlich zu bewerten oder sogar abzuwerten: Atemübungen, bewusst genießen, kleine Achtsamkeitspausen.
  • Vergangene Themen abschließen: Notieren Sie Grübelschleifen, um sich zu distanzieren.
  • Autopilot ausschalten und psychisch flexibel werden: Wie kann ich mich oder die Situation alternativ beurteilen? Welche Sichtweisen gibt es noch? Was würde ein*e Freund*in dazu sagen?
  • Entschlossen handeln und ändern, was ich ändern kann: Problemlösungen planen und konsequent verfolgen.
  • Solidarität geben und nehmen: Sich Hilfe holen. Ich muss nicht alles alleine schaffen.

Trainieren Sie täglich Ihren „Akzeptanz-Muskel“. D.h. beschäftigen Sie sich gedanklich mit Dingen, die Sie schwer akzeptieren können. Nachdenken ist ein wichtiger Schritt zum Akzeptieren. Lassen Sie schwierige Themen an sich heran und widmen Sie ihnen immer wieder Aufmerksamkeit. Sie werden feststellen, dass sie dadurch nach und nach leichter werden. Lassen Sie sich jedoch nicht von den Themen beherrschen: Sie entscheiden, wann Sie darüber nachdenken und wann es auch wieder genug ist.

Zu guter Letzt!

Glauben Sie nicht alles, was Sie denken!

Text: Monika Eckern

Foto: iStock

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