Gesund durch den Berufsalltag

In diesem und dem folgenden Newsletter möchten wir Ihnen gerne einige Gedanken zum Thema Gesundheit, Resilienz, Stress und Achtsamkeit vorstellen. Diese Themenbereiche sind seit einigen Jahren verstärkt in den Fokus der Unternehmen gerückt. Zudem haben die Coronajahre und die angespannte Weltlage die Belastungen der Mitarbeitenden drastisch verschärft und wirken sich unmittelbar auf deren Gesundheit aus. Insofern verschärft sich ebenfalls der Handlungsdruck.

Die Gesundheit der Mitarbeitenden in Zahlen

Die jährlich erscheinenden Gesundheitsreporte der Krankenkassen sprechen eine eindeutige Sprache. Hier eine kurze Zusammenfassung der Tendenzen:

2022 lag der Krankenstand mit 5,5 Prozent um 1,5 Punkte über dem Vorjahresniveau. Das ist der höchste Wert, den die DAK-Gesundheit für ihre 2,4 Millionen erwerbstätigen Versicherten seit dem Start der Analysen im Jahr 1997 gemessen hat. Im Durchschnitt fehlten die Beschäftigten fast zwanzig Tage mit einer Krankschreibung im Job. Das ist ein Anstieg von 38 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich für das starke Plus sind vor allem die Atemwegserkrankungen, die um 172 Prozent zugelegt haben. Konkret sind das 398 Fehltage je 100 Versicherte. Bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen verzeichnet die Analyse einen leichten Anstieg um 5 Prozent. Rückenschmerzen und vergleichbare Probleme verursachten 354 Fehltage je 100 Versicherte (Vorjahr: 337 Tage).

Bei den psychischen Erkrankungen gab es mit 301 Fehltagen je 100 Versicherte ebenfalls einen neuen Höchststand. Diese Zahl ist mehr als 40% höher als vor 10 Jahren. Die mit Abstand höchste Steigerungsrate haben dabei Frauen zwischen 55 und 59 Jahren mit 511 Fehltagen. Der mit Abstand häufigste Grund für eine Krankschreibung war die Depression und den größten Zuwachs gab es bei den sogenannten Anpassungs- und Angststörungen.

Psychische Erkrankung

 

 

 

Stress bleibt ein Treiber für Unwohlsein

Auch wenn in den dargestellten Zahlen die psychischen Erkrankungen auf dem dritten Platz stehen, gibt es gute Gründe dafür anzunehmen, dass einige körperliche Erkrankungen in Zusammenhang mit psychischen Ursachen, insbesondere Stress stehen. Darüber gibt die „Stressstudie 2021“ der Techniker Krankenkasse Auskunft. Laut dieser Studie geben mehr Personen als in Vorgängeruntersuchungen an, häufig gestresst zu sein. Die Pandemie hat diesen Effekt insbesondere für Haushalte mit Kindern verstärkt.

Die größten Stressfaktoren sind die Arbeitsmenge, der Termindruck, Unterbrechungen, Informationsflut und schlechte Arbeitsplatzbedingungen. Die dramatische Unterbesetzung durch Fehlzeiten und Fachkräftemangel – insbesondere im Gesundheitswesen – ist ein erheblicher Stressfaktor.

Häufig Gestresste leiden – verglichen mit selten Gestressten – deutlich öfter unter Erschöpfung (80 Prozent versus 13 Prozent), Schlafstörungen (52 versus 28), Kopfschmerzen und Migräne (40 versus 13) und Niedergeschlagenheit bzw. Depressionen (34 versus 7). Aber auch Rücken und Magenbeschwerden sind häufig vertreten.

Ein Blick in die Zukunft

Es ist sicher interessant rechtzeitig auf Herausforderungen vorbereitet zu sein, die junge Menschen mitbringen, wenn sie in einigen Jahren in den Arbeitsmarkt kommen. Schauen wir deshalb in den Kinder- und Jugendreport der DAK von 2022 und werfen damit einen Blick auf die Auszubildenden der Zukunft. Es wird deutlich, dass auch hier Handlungsbedarf besteht. In dem genannten Bericht wurden 800.000 Kinder und Jugendliche im Alter bis 17 Jahren untersucht, die bei der DAK-Gesundheit versichert sind. Der Report basiert damit auf Daten von 5,7 % aller Kinder und Jugendlichen in der Bundesrepublik. Die Zusammenfassung eines Teils der Ergebnisse sieht folgendermaßen aus:

  • 54 % mehr neu diagnostizierte Essstörungen bei Mädchen (15-17 Jahre)
  • 23 % mehr neu diagnostizierte Depressionen bei Mädchen (10-14 Jahre)
  • 24 % mehr neu diagnostizierte Angststörungen bei Mädchen (15-17 Jahre)
  • 15 % mehr neu diagnostizierte Adipositas-Fälle bei Jungen (15-17 Jahre)

Andreas Storm, der Vorstandsvorsitzende der DAK-Gesundheit sagt dazu: „Die neuen Daten zeigen bei Depressionen, Ängsten und Essstörungen eine dramatische Entwicklung. Wir dürfen die betroffenen Kinder, Jugendlichen und ihre Eltern mit den Problemen nicht allein lassen. In einer konzertierten Aktion müssen Politik sowie Expertinnen und Experten aus allen beteiligten Bereichen (…) Sofortprogramme und Hilfsangebote starten. Wichtig sind (…) die Aufrechterhaltung von Halt gebenden Alltagsstrukturen, wie beispielsweise Sportvereinen und Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit. Kinder brauchen einen sicheren Raum, um sich selbstbestimmt und gesund zu entwickeln.“

Werden die jungen Menschen mit einer ausreichenden persönlichen Stabilität und Belastbarkeit in die Ausbildung kommen? Davon ist nicht unbedingt auszugehen. Wahrscheinlich wird es auch in den Betrieben notwendig sein, sich darüber Gedanken zu machen, wie Orientierung und individuelle Stärkung gelingen können.

Individuelle Selbstoptimierung reicht nicht aus

Zwei Aspekte in dem oben genannten Zitat möchte ich herausheben und die Herausforderungen für Unternehmen unterstreichen. Zum einen ist eine gemeinsame Anstrengung von Politik, Gesellschaft aber auch von den Betrieben notwendig, um eine Zukunft zu gestalten, in der Menschen gerne einer sinnstiftenden und herausfordernden Arbeit nachgehen, sich mit Ihren Ressourcen einbringen und dabei gesund bleiben.

Der zweite Aspekt, der zu betonen ist, ist der Halt und die Sicherheit, die nicht nur junge Menschen benötigen, sondern ebenso Mitarbeitende in Betrieben. Die Verbundenheit miteinander ist die Basis einer resilienten Organisation. Dabei geht es schlicht gesagt um die Förderung des „Wir-Gefühls“. Entsprechend der Forschung des Soziologen Hartmut Rosa sollten Mitarbeitende dabei unterstützt werden, sich wieder neu als soziales Wesen zu begreifen und in eine emotionale Resonanz mit der Welt, der Organisation und dem Team zu treten. Das Gefühl von Verbundenheit führt zu Vertrauen, Selbstwirksamkeit, Optimismus, und persönlicher Resilienz. Nur vor diesem Hintergrund können sich Mitarbeitende gesund auf Veränderungen einlassen. Das bedeutet aber auch, dass Gesundheit keine ausschließliche Aufgabe des Individuums im Rahmen seiner persönlichen Selbstoptimierung ist. Gesundheitsförderung ist immer eine Aufgabe der Gestaltung der Unternehmens- und der Teamkultur, der Arbeitsstrukturen und insofern Führungsverantwortung.

Ein bewährter Weg um in einen sozialeren, solidarischeren, kreativeren und gesünderen Kontakt mit sich selbst und der Umwelt zu kommen, ist die Achtsamkeit. Vielleicht ein Begriff, der Ihnen als Worthülse oder neue „Sau, die durchs Dorf getrieben wird“, vorkommt. Umso wichtiger, mal genauer darauf zu schauen, was sich hinter diesem Konzept verbirgt.

Das können Sie in zweiten Teil dieses Newsletters nachlesen.