Coaching und Teamberatung im Gehen sind mehr als ein ‚fancy‘ Trend
Warum ist Coaching im Gehen so wertvoll?
Der Outdoor-Trend und das Wandern boomen! Diese in den letzten Jahren zunehmende Lust auf Aktivitäten draußen wurde durch die Pandemie von Covid-19 zusätzlich befördert. Auch die Wiederentdeckung des Skilanglaufs im hügeligen wie auch im frostigen und verschneiten flachen Gelände in den letzten Wochen unterstreicht diesen Trend. Schuhe und Stiefel werden nicht nur von den Älteren geschnürt, sondern das Wandern verjüngt sich. Laut repräsentativen Untersuchungen bekannter Meinungsforschungsinstitute wandern heute nahezu 40 Millionen Deutsche.
Was bewegt die Menschen, rauszugehen?
Ein großer Teil von ihnen will sich schlicht bewegen, will aktiv sein und will sich erholen. Und vor dem Hintergrund der Kontaktreduzierungen und den kleineren und größeren Lockdowns, die wir nun seit knapp einem Jahr bewältigen müssen, ermöglicht das Draußen-Sein einen willkommenen Ausgleich zur möglicherweise erlebten Enge und Begrenzung. Draußen lässt es sich unter Berücksichtigung aller Verordnungen und Hygienebestimmungen doch entlastender und freier atmen.
Kompensation, Flucht oder Intuition?
Man könnte fast meinen, dass der Boom, draußen aktiv zu sein einer kleinen Flucht aus dem Alltag gleichkommt. In der Natur und beim Gehen scheinen wir die Anforderungen und Belastungen des Alltags kompensieren zu wollen und zu können. Wir handeln intuitiv richtig. Denn bereits vor 30 Jahren haben die renommierten Psychologen Rachel und Steven Kaplan an der University of Chicago die „Attention Restoration Theory“ entworfen und wissenschaftliche Begründungen geliefert, warum Aufenthalte in der Natur sich positiv auf das Gesundheitsempfinden der Menschen auswirken können. Im Vordergrund stehen dabei drei Effekte:
- Der Aufenthalt in der Natur- und in naturnahen Räumen und die damit verbundene Distanz zum Alltag (being away) ermöglicht eine erholende Wirkung.
- Unspektakuläre naturnahe Landschaften provozieren eine Aufmerksamkeitsfokussierung (fascination), die im Gegensatz zum reizüberfluteten Alltag nicht anstrengt.
- Die Weite und Ausdehnung (extent) einer naturnahen Landschaft lässt im Gegensatz zum eingeengten Alltag ein interesseloses Eintauchen zu.
Natur als Entschleunigungs– und Reflexionsraum
Der Fokus der „Attention Restoration Theory“ liegt also nicht auf der Betrachtung der Natur als Herausforderungsraum. Es sollte, um zumindest einen Erholungsfaktor zu erzielen, nicht darum gehen, lange Wanderungen oder Expeditionen zu bewältigen, in große Höhen zu steigen oder sich fernab der Zivilisation zu bewegen. Auch diese Überlegungen haben ihren Sinn, wenn es z.B. um Bewährung, um Selbstwirksamkeitserfahrungen, um den Umgang mit Grenzen oder um die Stärkung der psychischen Regulation in Extremsituation gehen sollte. Die „Attention Restoration Theory“ legt den Fokus vielmehr auf Entschleunigungs-, Regenerations- und Reflexionsprozesse.
Und dabei ist die Bewegungsform des Gehens in unspektakulären naturnahen Landschaften von großer Bedeutung. Ein angenehmer Nebeneffekt liegt darin, dass diese Form der Auseinandersetzung keine besondere Ausrüstung erfordert und in aller Regel in zeitlicher sowie räumlicher Nähe zum Wohn- bzw. Arbeitsort durchführbar ist.