Eine Führungskraft eines führenden Unternehmens auf den Gebieten der Medizin und Sicherheitstechnik trat kürzlich mit uns mit folgender Anfrage in Kontakt: Unser Team hat jetzt die letzten 1,5 Jahre hervorragende Ergebnisse erzielt und wir haben uns bis auf äußerst wenige Treffen in unterschiedlicher Zusammensetzung nur virtuell getroffen. Um diese Performance weiterhin zu erhalten, möchte ich gerne, nein, ich muss mit meinem Team in einen persönlichen Kontakt treten. Und das Team und ich sollen uns untereinander persönlich besser kennenlernen. Können Sie uns begleiten?
Vertrauenskultur aufbauen und Kontakt herstellen
Ein zweitägiges Offsite-meeting mit viel Bewegung in der Natur und der Zielsetzung, dass einerseits Raum für Austausch über persönliche Erfahrungen hinsichtlich der bisherigen Bewältigung der Pandemie möglich wird und, dass zudem die Personen und nicht die Rollenträger deutlich sichtbar werden, wurde in einer offsite-location im Norden Deutschlands umgesetzt. Walk & talk in den herbstlichen Laubwäldern, gemeinschaftliches Kochen am See, ein Blick aus dem wackeligen Kanu auf den sonnendurchfluteten Herbstwald sowie eine kleine Wanderung mit Eseln in der Bretziner Heide boten vielfältige Gesprächsanlässe und ermöglichten ein vertiefendes Kennenlernen in wechselnden Kleingruppen.
„Das war mit Abstand das Beste, was wir in der momentanen Zeit der Pandemie machen konnten“, so Robert Otta (Dräger Safety) im zeitlichen Abstand zum offsite-meeting. „Es hat uns maßgeblich weiter zusammengebracht, das wird auch unsere Business-Performance positiv beeinflussen.“
(Robert Otta, Global Head of Quality Management & Quality Assurance)
Und tatsächlich war es auf den Wanderungen möglich, mit Interesse, Neugierde und Nachfragen den Wahrnehmungen und Gedanken der Einzelnen zu folgen. Edgar H. Schein würde in diesem Fall von „Personisierung“ zum Aufbau einer gelingenden Vertrauenskultur sprechen.
Vertrauenskultur ist abhängig von den Ebenen menschlicher Beziehungen
Der MIT-Organisationspsychologe unterscheidet in der zwischen 2016 und 2018 erschienenen Führungskompetenz-Trilogie Humble Inquiry, Humble Consulting und Humble Leadership vier Ebenen von menschlichen Beziehungen und arbeitet deren jeweilige Bedeutung für das Handeln als Führungskraft, aber auch für das Handeln als Beratungsperson heraus. Ein auf Unterdrückung basierendes, feindseliges, sklavenartiges Verhältnis ordnet er auf Ebene Minus-1 ein. Eine intime Verbundenheit, wie sie in Familien oder in Freundschaften vorherrscht, bezeichnet er als eine Beziehung auf der Ebene 3. Eine lose, häufig an Rollen gebundene Beziehung z.B. zwischen einer technischen Fachkraft und einem Kunden, definiert er als Ebene 1. Und genau zwischen diesen beiden Ebenen, so Ed Schein, sollten sich Führungskräfte und Beratungspersonen hin entwickeln, um den Anforderungen einer unsicheren, von gegenseitiger Abhängigkeit geprägten und immer komplexer werdenden Umwelt (—> VUCA) zu begegnen sowie eine gelingende Vertrauenskultur zu unterstützen. Ebene 2 Beziehungen betrachten den Menschen im Rahmen einer Arbeitsbeziehung als ganzen Menschen.